Pferdesteuer: Norddeutsche Gemeinde erhöht Kosten für Pferdehaltung

Zumindest bis auf weiteres kommt auf Pferdehalter in der Gemeinde Tangstedt die neue Pferdesteuer zu. 150 Euro im Jahr pro Pferd sollen helfen, die Gemeindekasse zu entlasten. Doch bis zur Entscheidung am Mittwochabend hielten die Proteste an. Wer Pferde besitzt, muss auch ohne Pferdesteuer hohe Kosten stemmen. Allein die Pferdehaftpflichtversicherung schlägt mit mehreren Hundert Euro zu Buche.
Tangstedt: 4. deutsche Gemeinde mit Pferdesteuer
Am gestrigen Mittwochabend hat sich die nunmehr 4. deutsche Gemeinde für die Erhebung einer Pferdesteuer entschieden. Die teils massiven Proteste in Tangstedt konnten die Mehrheit der Gemeindevertreter letztendlich nicht überzeugen. Mit 10 Ja- gegen 7 Nein-Stimmen wurde die Einführung einer Pferdesteuer beschlossen.
In Schleswig-Holstein ist Tangstedt die erste Gemeinde, die diesen Schritt ging. In Deutschland besteuern sonst nur 3 Gemeinden im Land Hessen Pferdehalter pro Tier. Die Gegner der neuen Pferdesteuer sind entschlossen, dagegen Klage einzureichen. Für sie ist die Besteuerung nicht rechtmäßig. Dabei liegen unterschiedliche Rechtsgutachten vor, die sich in ihrer Einschätzung widersprechen.
Landesregierung gegen Besteuerung
Die neue Landesregierung von Schleswig-Holstein dürfte vom Tangstedter Beschluss nicht begeistert sein. Laut Koalitionsvertrag der Regierungsparteien CDU, Bündnis 90/Die Grünen und FDP haben sich darauf verständigt, die Besteuerung von Pferden grundsätzlich abzulehnen.
Aus dem Entwurf für den Koalitionsvertrag konnte gestern bereits der NDR zitieren: „Reiten ist Sport, und Sportarten sollten nicht besteuert werden. Wir werden deshalb das Kommunalabgabengesetz dahingehend ergänzen, dass die Erhebung von Steuern auf die Ausübung eines Sportes unzulässig ist.“ (NDR.de vom 14.06.2017) Über die finale Fassung werden die Parteimitglieder allerdings erst noch abstimmen. Inwiefern die Pferdesteuer dabei zur Diskussion steht, ist aktuell noch unklar.

Zusätzliche Kosten für Pferdehalter
Tierarztbesuche, Hufeisen, Reitausrüstung und Impfungen machen, neben der Haltungsform, die unmittelbaren Kosten für Pferdehalter aus. Wer den Stallplatz anmietet und jemanden mit der direkten Pflege und Betreuung beauftragt, zahlt zusätzlich für sein Pferd. Aber auch die Pferdehaftpflichtversicherung für Halter will bezahlt werden.
Alles in allem sind die jährlichen Aufwendungen für ein gut versorgtes Pferd nicht unerheblich. Vor diesem Hintergrund kann man die lautstarken Proteste der Pferdefreunde in Tangstedt nachvollziehen. 150 Euro mehr im Jahr scheint für Außenstehende nicht viel Geld zu sein. Doch in der Summe kommen auf Pferdehalter jedes Jahr hohe Kosten zusammen. Nicht ohne Grund verlassen also die ersten Pferdebesitzer die Tangstedter Gemeinde infolge der neuen Pferdesteuer.

Pferde- und Reitanlagen genießen keine öffentliche Förderung
Anders als Fußballplätze und Sporthallen genießen Anlagen des Pferdesports in der Regel keine öffentliche Förderung. Der Betrieb von Ställen, Reitschulen und Wettkampfanlagen findet vor allem durch Privatpersonen statt. Die Kosten werden über Vermietung und angebotene Dienstleistungen eingespielt.
Weil der Norden Deutschlands mehr flache, freie Areale bietet als der Süden, gilt die Pferdehaltung in Ländern wie Schleswig-Holstein allgemein als günstiger. Nicht wenige Halter können auf dem eigenen Grundstück ihre Pferde unterbringen. Das senkt die Kosten für Stallplätze und Koppeln.

Pferdehaftpflichtversicherung: Unverzichtbare Absicherung, trotz Mehrkosten
Pferdehalter sind nicht nur dafür verantwortlich, dass es jedem einzelnen Tier gut geht und es rundum versorgt ist. Sie werden zusätzlich für Schäden zur Verantwortung gezogen, die ihr Pferd anderen anrichtet. Dazu muss es nicht erst zu einer außergewöhnlichen Situation kommen, etwa dass ein Pferd ausbüchst und einen Autounfall verursacht. Es reicht schon, dass sich Dritte verletzen, weil sie das Pferd erschreckt hat. Aber auch den Tierazt oder Hufschmied als Profi im Umgang mit Pferden kann ein Tier schädigen.
In solchen Fällen macht sich eine vorher abgeschlossene Pferdehaftpflichtversicherung bezahlt. (Pferdehaftpflichtversicherung Test) Kosten für Schmerzensgeld, Reparaturen oder Schadensersatzansprüche können leicht größere Summen erreichen. Pferde sind kraftvolle Tiere und daher in der Lage, Menschen ernsthaft zu verletzen. Damit für die finanziellen Konsequenzen vorgesorgt ist, sollte jeder Halter über den Abschluss einer Pferdehaftpflichtversicherung nachdenken.
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Pferdehaltung ein Elitenthema?
Sicherlich muss man ein bestimmtes Einkommen erzielen, um als Pferdeliebhaber die Kosten seines Hobbys stemmen zu können. Aber das macht die Pferdehaltung noch längst nicht zu einem Vergnügen nur für Eliten und Schwerreiche. Auch wenn dem Reiten noch das Image eines Reichensports anhaften möge.
Reiten als Freizeitsport wird, wo verfügbar, auch zu günstigen Preisen, zum Beispiel im Rahmen von Hochschulsportangeboten, breiteren Schichten ermöglicht. Gerade Menschen, die in größeren Ballungsräumen leben, bietet das Ausreiten eine naturnahe Abwechslung. Die Angebote von Pferdehaltern zusammen mit der Arbeit von Pferdeverbänden machen das Reiten viel mehr Menschen zugänglich, als nur den „Schönen und Reichen“.
Fazit
Wie sehr im vergangenen Jahr das Thema Pferdesteuer in Deutschland auf Gemeindeebene diskutiert worden ist, das dokumentiert der Jahresbericht 2016 der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (auch: Fédération Equestre Nationale – FN). Angesichts anhaltend klammer Kassen der Kommunen bietet sich die Pferdesteuer an, um die öffentlichen Kassen zu entlasten. Doch damit kann man sich schnell viele Gegner machen, wie der Fall Tangstedt zeigt.
Pferdehalter müssen teils enorme Kosten tragen. Schließlich sind sie häufig für mehrere Tiere verantwortlich, gerade wenn es sich um Turnierpferde handelt oder ganze Familien gerne ausreiten. Spätestens dann, wenn sich die neue Landesregierung entschließt, der Pferdesteuer ein frühes Ende zu bereiten, dürfte Tangstedt die neue Einnahmequelle wieder verlieren.
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Source: Testsieger Berichte

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